3 Tage Boston

Am Montagmorgen um halb neun hat der Camper also seinen Dienst wieder aufgenommen und uns anstandslos nach Boston gebracht. Und das ist wirklich kein schlechter Ort. Hier, wo mit der Boston Tea-Party 1773 der Kampf der Sons of Liberty für die Unanbhängigkeit der amerikanischen Kolonie von der Muttermacht Großbritannien Fahrt aufnahm. Im Boston-Tea-Party-and-Ships-Museum konnten wir die Ereignisse bis zur Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika am 4. Juli 1776 hautnah nachverfolgen.

Der Freedom Trail führte uns durch die Geschichte der Einwanderungswellen von Europa hierher. Besonders beeindruckt hat mich diese Station: Wegen des „Großen Hungers“, einer durch eine Kartoffelfäule und diskriminierende Politik ausgelöste Hungersnot in Irland führte zu ebeispiellosen losen Auswanderungswelle:

(Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder aktuellen Ereignissen sind rein zufällig.)

Ich war eigentlich ganz froh über die Gelegenheit, die Stadt zu erkunden – abgesehen von den Kosten, die so ein Städtetrip verursacht …

Etwas mühsam war auch, dass wir immer erst gegen Mittag erfuhren, ob das Auto an diesem Tag noch repariert werden kann oder wir auf den nächsten hoffen durften. Also hatten wir für 3 Nächte, 3 unterschiedliche Unterkünfte, was uns Gelegenheit gab, die Stadt aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Insbesondere das Subway-System haben wir ganz gut kennengelernt. Diesbezüglich schwanke ich zwischen Faszination und Schrecken, wenn ich beispielsweise an den jungen Mann denke, der neben uns am Gleis immer wieder in die Knie sackt und seine Balance nur hält, weil er vor der Brust und auf dem Rücken einen Rucksack trägt, oder an den älteren Mann, der sich erst aufwendig die Hose neu zuknöpft, bevor er sich auf den Sitz fallen lässt. Oder einen anderen, japanisch aussehenden Mann, der sich uns gegenüber einige Nasenhaare ausreißt, oder die ältere Frau, die Andreas wegen seiner Stöcke fragt, ob wir Skifahren gehen wollen und dann nicht mehr aufhört von ihren skiing- und swimming-Erfahrungen zu erzählen. Gestern habe ich im Museum of Fine Arts das passende Bild dazu gefunden:

Nina Chanel Abney, Four Stopps, 2007

Der Eintritt in dieses feine Museum of Fine Arts auf dem Gelände der Harvard Universität war übrigens kostenlos – nicht weil das so üblich wäre, im Gegenteil scheint der Zugang zu Kulturellen Einrichtungen eher der middle und upper Class vorenthalten – weil sie gerade eine Spende des Rockefeller-Instituts erhalten hatten. – Es gibt doch Idealisten in „Amerika“.

Dazu gehören bestimmt auch die Musiker und der Direktor des Boston Landmark Orchestra, Christopher Wilkins. Zufällig stießen wir am Mittwochnachmittag auf die Orchesterproben in der Hatch Shell an der Charles Esplande am Mystic River. Für mich sehr beeindruckend, mit welchem Engagement dieses hochkarätige Orchester vor ungeordnet sich im Park lagerndem Publikum aufspielt. Und was für eine Atmosphäre!

Überhaupt haben wir an diesem Tag eine sehr entspannten Seite Bostons kennengelernt und fühlten uns auch selbst mehr im Flow.

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