In El Salvador ist Frühling. Auf Carlos‘ Empfehlung hin, steuern wir zuerst „El Nubes“, ein gediegenes Restaurant, nicht gerade „zwischen Wolken“, aber in den Hügeln an der Ruta de las Flores gelegen. Im Oktober sollen hier die Kaffeebäume blühen, aber auch jetzt, ohne Blüten, sehen die dichten Mischwälder sehr schön aus.
Als wir am Nachmittag verzweifelt nach einer Möglichkeit suchen, einen Spaziergang zu machen, der nicht an der Hauptstraße entlang führt, kommt „Jorge“ auf uns zu. Er bietet uns an, uns ein Stück im Auto bis zu einem kleinen Wald mitzunehmen. Nach und nach geht uns auf, dass Jorge der Besitzer des Restaurants, sowie einer Kaffeeplantage und auch dieses märchenhaften Waldes ist.








Nachdem wir den Wald genossen haben, zeigt er uns seine Kaffeproduktion.




Der Kaffeanbau ist offensichtlich zum großen Teil Handarbeit. Die Trocknung der Bohnen ist ähnlich organisiert wie die Mehlwürmerzucht von Megs und Rob in Pennsilvania – nur ist alles viel größer. Unterschiedliche Bohnensorten sind nach Trocknungsraden sortiert und müssen täglich angeschaut, geharkt und ggf. zur Weiterverarbeitung in die Trocknungsmaschine und schließlich die Rösterei transportiert werden. Beim Frühstück am nächsten Morgen haben wir Gelegenheit, den Kaffee aus der Bohnenkönigin „Paramara“ zu probieren. Er ist gut! – aber nach 3 Wochen Kaffefasten im Ashram einfach viel zu stark. 😵💫
Nach dem unvergesslichen Vulkanerlebnis in Antigua, Guatemala, sind wir neugierig auf die Vulkane in El Salvador. Also lenken wir unsere Räder zum Parque Nacional de los Vulcanos. Jeden Tag werden hier Touren auf den Vulcano Santa Ana Angeboten. Morgens um 8 Uhr nehmen wir das Angebot der Parkverwaltung einer kostenlosen Führung an. Der freundliche Ranger fragt höflich nach: „Wie alt sind sie denn?“ „65 und 60 Jahre“, sage ich – was nicht ganz stimmt, denn noch bin ich 59! „Dann brauchen Sie auch für den Nationalpark keinen Eintritt zu bezahlen!“ „O, schön! Danke!“ (Wie ist er bloß darauf gekommen, dass wir tatsächlich schon so alt sein könnten?) Immerhin sind wir noch jung genug, um jeweils $1,50 Wegezoll zu bezahlen, weil wir auf dem Weg zum Vulkan ein Privatgrundstück überqueren müssen. Dann geht’s ohne weitere Hindernisse aufwärts. Netterweise bleiben unsere Weggenossen, die bis auf eine Frau alle Anfang 20 sind, immer wieder stehen und warten auf uns.

Nach eineinhalb Stunden haben wir es geschafft. Vor dem Krater streift ein Koyote durch die öde Landschaft.

Und dann können wir ein Stück ins Innere der Erde schauen.


Es riecht nach Schwefel. Vor 20 Jahren hat Santa Ana das letzte Mal Feuer gespuckt und die Landschaft um sich herum ein bisschen verändert.
Nach Kaffeplantagen und Vulkanen zieht es uns zum Meer. El Tunco ist ein nettes Örtchen an der Küste.

Einem schönen Strandspaziergang folgt allerdings eine schreckliche Nacht, in der uns Hitze und Verkehrskärm kaum Schlaf finden lassen.
Unsere Sehnsucht nach Ruhe führt uns am nächsten Tag zur Laguna de Alegría. Und tatsächlich ist dieser kleine See, der wohl auch eigentlich ein Kratersee ist eine Oase der Ruhe.


Weil zu viel Ruhe auch eine Herausforderung für uns ist, beschließen wir am nächsten Tag Richtung Nicaragua aufzubrechen.
Ein erster Blick über die Grenze nach Honduras.
