Es war einmal …

Von der Küste bei Veracruz fahren wir westlich ins Hochland. Mich beeindruckt immer wieder, wie schnell wir wieder in eine andere Klimazone einfahren: Zuerst sind es Nebenwälder, die ihrem Namen an diesem Tag alle Ehre machen. Dann öffnet sich die Landschaft und statt dichtem Dschungel säumen „Palmenkakteen“ die Autobahn.

In Sichtweite des Pico de Orizaba, des

höchsten Berges Mexikos (5636 m) und dritthöchsten ganz Amerikas, erleben wir mal wieder eine wirklich kalte Nacht bei Minusgraden.🥶 Schön war es trotzdem.

Wir sind hier mal wieder auf den Spuren alter Zivilisationen. In Xalapa, der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Veracruz, sind im Anthropologischen Museum die berühmten Olmekenköpfe zu sehen. Diese Nachfahren von Einwanderern, die wahrscheinlich vor 10000 Jahren aus Sibirien hierher kamen, erfanden eine Art der Verarbeitung von Mais, die zum einen weniger aufwendig als die traditionelle Zubereitungsweise und zum anderen nahrhafter war. Plötzlich waren nicht mehr alle den ganzen Tag mit Essen und dessen Zubereitung beschäftigt. In der dadurch entstandenen Freizeit, kamen die Olmeken, die vielleicht wirklich große Köpfe hatten, auf erstaunliche Ideen:

Sie erfanden eine Hieroglyphenschrift und ein Zahlensystem inklusive 0. Nach dem Motto „Nicht kleckern, sondern Klotzen“, schufen sie kunstvolle Skulpturen von Menschen und Tieren, vor allem dem Jaguar, und eben diese diese Köpfe aus Basaltstein, den sie aus 80 km Entfernung herbeischafften.

Außerdem hatten sie eine reiche Mythologie in deren Zentrum die Erzählung von einer Frau stand, die sich mit einem Jaguar vereinigte. Aus dieser ungewöhnlichen Liäson ging das Olmekenvolk hervor. Ihrem Ursprung entsprechend waren sie sehr eng mit den Tieren verbunden, die sie als Mittler zwischen Menschen- und Götterwelt ansahen. Die Herrschenden waren Schamanen oder Priester und konnten die Gestalt des Jaguars annehmen, waren also „Werjaguare“.

Auf der Suche nach den Weisungen der Götter beobachteten sie die Sterne und entwarfen einen Kalender, der später von den Maya u. a. übernommen wurde.

Sie waren wohl auch die Erfinder des Ballspiels. (Hier ein Spielfeld:)

Aus diesem Spiel für einige der Spieler nach errungenem Sieg bald Ernst, denn eine der Mannschaften musste oder durfte sich dem Ritual des Menschenopfers unterziehen.

Dabei gab es wohl immer Menschen, die sich freiwillig dazu opferten – in der Hoffnung sich damit einen glücklichen Platz in der Götterwelt zu ergattern.

Etwas gruselig: Es heißt, das es im alten Amerika, wo überall Ballspiel und Menschenopfer praktiziert wurden, Arten der Balsamierung von Toten gab, die dafür sorgten, dass aasfressende Tiere und Fliegen dem Laichnam fern blieben.

In anderen Kulturen wurde den Geopferten die Haut abgezogen und der Priester zog sie sich wie eine zweite Haut an.

Was für uns schauerlich klingt, muss damals Teil einer tiefempfundenen Spiritualität gewesen sein, für die die Grenzen zwischen Leben und Tod, ebenso wie zwischen Menschen und Tieren (oder auch anderen Wesen) fließend waren.

1 Anmerkung zu “Es war einmal …

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