Abyss -der Grand Canyon

Für dieses Naturereignis gibt es wohl nur unzureichende Begriffe. Eine Gebirgslandschaft, auf die man von oben herunterschaut; eine fremde Welt, die aus dem Inneren der Erde herauszuheben scheint; … Für mich fasst ein Begriff am besten zusammen, als was ich es erlebe: Abyss, Abgrund. Und so bin ich vor aller Bewunderung erstmal mit meiner Angst konfrontiert. Auf dem „Rim-Walk“, dem extra auch für Rollstuhlfahrer ausgebauten Spazierweg am Rande des Canyons entlang, erlebe ich immer wieder diese Angst vor dem Absturz, den Sog in die Tiefe, das Aussetzen der Atmung … Andreas und andere tänzeln dagegen offenbar unbeschwert am Rand entlang. Für mich ist es ein Wunder, dass niemand der vielen Menschen, die sich sogar über die Besucherabsperrungen hinaus wagen, abstürzt. Ich träume, jedenfalls solange wir hier sind, in jeden Nacht von Abgründen mit wechselnden Nebendarstellern: Auto, Andreas, ich selbst.

Am zweiten Tag habe ich es gewagt, mich mit Andreas zusammen auf einem steinigem Weg der Tiefe zu nähern – 315m von insgesamt etwa 1500 m haben wir geschafft. Und es war fast richtig schön!

Von eher innen betrachtet, erscheint mir dieser Canyon wie ein gigantischer Dammriss in der Erdkruste. Aber rein wissenschaftlich betrachtet ist es wohl eher ein Schnitt: Der Colorado River hat sich hier über Jahrmillionen ins Gestein eingegraben. Regen, Eis. Wind und Wurzeln haben das Übrige beigetragen. Dieser Prozess hat bis heute etwa 2000 Millionen Jahre gedauert. Menschenwesen gibt es seit etwa 2 Millionen Jahren.

4 Anmerkung zu “Abyss -der Grand Canyon

  1. Christine

    … hat bis heute etwa 2000 Millionen Jahre gedauert. Menschenwesen gibt es seit etwa 2 Millionen Jahren.

    Krass.
    Das hinterlässt wieder diese Demut, die Winzigkeit, die Kürze, in der wir Menschenwesen sind. (Jede Betonung der 3 letzten Worte passen da, finde ich.)
    Danke für den Einblick.

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