Crown Jewel – Workaway

In San Ignacio, Belize, haben wir einen „workaway-Job“gefunden und uns schon von Costa Rica aus für den 15. März verabredet. Der ungewohnte Umstand, zu einer bestimmten Zeit an einem festgelegten Ort sein zu wollen, hat uns nach den Monaten freien „Zigeunerlebens“ etwas in Stress gebracht. Nachdem wir an der Grenze dann noch mit einer Schranke

kollidiert sind, waren wir so genervt, dass wir die Verabredung beinahe gecancelt hätten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist eines vom Besten, was wir auf unserer Reise erlebt haben.

Ein schönes Haus mit Yogaraum und Pool, das wir in diesen Tagen fast für uns alleine haben und ein Hütte am Ufer des Mopan-Rivers, ganz für uns.

Unsere Gast- und Arbeitgeber sind zwei außergewöhnliche Frauen. Delilah und Kwasa kamen vor etwa 10 Jahren von New York nach Belize und haben sich hier einen Traum verwirklicht: ein eigenes Yogastudio, Platz für Gäste, ein Pool und eine große Küche, wo sie ihr selbstangebautes Obst und Gemüse zubereiten. Mehr als Wellness, ein Raum für Gemeinschaft, Solidarität und (Körper-)bewusstsein.

(Diese Bild habe ich von ihrer Website geklaut:

https://www.delilahfitness.com/belize-wellness-retreat)

Als wir am Freitagabend etwas hilflos vor dem verschlossenen Gartentor der schönen blauen Villa stehen, hält ein Taxi und Kwasa steigt aus.

Automatisch erscheint auf meiner Stirn in roten Lettern: „Ich bin keine Rassistin!“ – Macht mich nicht schon dieser Gedanke zu einer? – Gleichzeitig bin ich beeindruckt von der kecken Eleganz, mit der sie diesen Hut trägt und ein bisschen neidisch, aufcihre feminine Ausstrahlung und auch auf die Farbe ihrer Haut. Und ich denke, „Sie wird Andreas gefallen.“

– Ich frage mich: Liegt nicht in dieser unwillkürlichen Reaktion einiges von dem, was Rassismus begründet?

Neid, Konkurrenzgefühle, ein Gefühl von Unterlegenheit – (was die körperliche Kraft und das Sexappeal betrifft) – kurz: Angst vor dem Fremden.

Unser Arbeitsplatz ist aber der Garten, der ein paar km weiter am Stadtrand von San Ignacio liegt. Hier treffen wir Delilah. Sie hat ihre Kappe tief ins Gesicht gezogen und macht nicht den Eindruck, als wolle allzu viel mit uns zu tun haben. Am zweiten Tag trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Sista, rock your natural hair“. – Ja, wir haben einander wohl ziemlich genau beobachtet. Aber von Tag zu Tag werden unsere Gespräche im Garten oder am Pool persönlicher. Wir stellen fest, dass wir Einsichten und Werte teilen – auch wenn wir tatsächlich aus berschiedenen Welten kommen. Delilah ist New York aufgewachsen und ihre Kindheit und Jugend war ganz bestimmt sehr verschieden von der Welt, in der ich aufgewachsen bin. Wir wären uns wohl nicht begegnet, auch wenn wir in derselben Stadt gelebt hätten. (Andreas war ein bisschen traurig, dass sie sich nicht getroffen haben, als er in New York studiert hat.)

Jetzt jedenfalls, entdecken wir, dass wir Einsichten und Werte teilen, wir alle kennen den Achmerz am Leben und haben auf je eigenen Wegen zu tiefem Vertrauen in die Schöpferkraft gefundeb. Unsere Gespräche am Küchentisch gehen von Herz zu Herz.

Zum Abschied sagen wir: „See you later, sista!“

2 Anmerkung zu “Crown Jewel – Workaway

  1. Andreas Pfeffer

    Wie schön! „Lass die Dinge in Ruhe – bis Liebe keimt“ kam mir neulich bei einem Morgenspaziergang in Taizé. Wie schön eure Begegnung ist🥹 Danke fürs Teilen!

    Antworten

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