Heute vor einer Woche haben wir die Grenze nach Mexiko überquert und das ging ganz gut, ein längst nicht so unangenehmer Prozess wie der Wechsel von Kanada in die USA. Aber dann wurde sehr schnell klar, dass die Grenze nicht einfach zwei politische Einheiten trennt, sondern zwei unterschiedliche Kulturen, Sprachen, Traditionen … Welten voneinander scheidet.
Mexiko ist „dirty und dusty“, wie unser US-amerikanischer Campingnachbar es heute sagte. Es ist auch wunderschön, exotisch, charmant … Aber mein erster Eindruck – sicherlich eine selektive Wahrnehmung – war: Müll überall, die Straßen staubig und für mich nicht befahrbar, überall Armut – und der Geruch nach verbrannten Abfällen.
Dabei haben wir gleich für die erste Nacht einen sehr schönen Platz oberhalb der Pazifikküste gefunden.

Nachdem wir den Müll um uns herum aufgesammelt hatten und sich der Morgennebel samt dem Brandgeruch verzogen hatte, fingen wir ganz langsam an, uns zu entspannen und zu genießen. Es gab einen Weg, auf dem wir in einer gelben Stunde einen kleinen Strand erreichen konnten. Und mit einem Fernglas konnten wir Seelöwen beobachten, die sich in der Bucht im Wasser tummelten. Wir blieben vier Tage und beendeten diese Ruhephase mit einem Streit darüber, wie wir von der südkalifornischen Halbinsel aufs Festland kommen wollten: mit der Fähre – Horror für mich – oder mit dem Auto wieder zurück nach Norden – Horror für Andreas. Vorerst beschlossen wir, weiter Richtung Süden zu fahren.
In den letzten Tagen haben wir dann etwas von den Schönheiten dieser Halbinsel geschnuppert:

Mittagspause in El Rosario im Nordwesten

Übernachtung im Tal der Kakteen
Und jetzt sind wir in der Bahia de los Angeles, am Golf von Kalifornien.

Und heute habe ich zum ersten Mal so etwas wir Angekommensein gefühlt.
Vielleicht lag es an der „Geburt“ von etwa 25 kleinen Schildkröten, die heute Morgen neben unserem Auto – beaufsichtigt von Delegierten einer Naturschutzorganisation – geschlüpft sind.

Als ich heute Nachmittag noch ein verirrtes Schildkrötenbaby am Strand fand und die Bewegungen des kleinen Wesens in meiner Hand spürte, war mir plötzlich klar: Ich bin das, die gerade an diesem wunderbaren Ort ist. Ich bin das, die diese Schönheit erlebt, von der ich nicht wirklich geglaubt habe, dass es sie gibt.






Vielleicht hat dieses Berührtsein auch damit zu tun, dass wir hier, auf Antonios „Camp Archelon“ andere getroffen haben, die ähnlich unterwegs sind wie wir. Martin und Elke aus Schwäbisch Gmünd zum Beispiel sind seit zwei Jahren mit dem Motorrad in Südamerika unterwegs.
Und Jane hat uns gerade zusammen mit Phil und Judy, Stan und … zu einer Helloween-Party an ihrem Bus eingeladen.
Und morgen gehen wir auf Wal-Beobachtungstour … oder wer weiß, was sonst.
Hallo Ihr lieben,
wünsche euch weiterhin viel Glück und Freude auf dieser
spannenden Reise.
Herzliche Grüße
Ludwig