Das ist eine Aussage von Shri Shri Anandamurti, dem Guru von Dada, bei dem wir unser Yoga- und Meditationsretreat besucht haben. Eine andere Aussage von Dada war, dass das Göttliche immer eine positive Absicht verfolgt, auch wenn es uns vor Schwierigkeiten stellt. Durch Schwierigkeiten erweitert sich unser Verstand und damit auch unser Verständnis der Dinge, die uns und in der Welt passieren.
Im Hinblick auf den Unfall den ich, Stefanie würde sagen „wir“, verursacht haben, frage ich mich, ob ich diese Aussage damit in Einklang bringen kann.
Google Maps schlug uns eine Route vor, bei der wir einen Stau umfahren und 6 Minuten einsparen konnten. Wir fuhren auf einen Zubringer zu einer 4 spurigen Schnellstraße. Nach ca 100 Metern kam die Meldung „Make a U-turn“.

Eine ganze Reihe von Autos machten vor uns dieses eigentlich nicht vorgesehene Manöver. Sogar ein Bus war dabei.

Ich fuhr auf der rechten Seite um einen größeren Bogen machen zu können und schlug dann nach links ein. Leider übersahen wir dabei einen von hinten kommenden LKW mit Anhänger. Wir wurden am linken Vorderrad und Kotflügel getroffen. Der LKW rutschte mit blockierten Rädern noch über die gesamte Gegenspur. Zum großen Glück wurde niemand verletzt. Auch wir sind völlig unbeschadet davon gekommen. Der Sprinter musste wegen einer verbogenen Spurstange abgeschleppt werden und wurde vor einer Mercedes Werkstatt in Guatemala City abgestellt.

Dort haben wir relativ ungestört übernachtet. Am nächsten Morgen, Sylvester, konnte Mercedes noch die Ersatzteile für den Austausch der Spurstange besorgen und ein Bekannter des Servicemitarbeiters hat sie direkt auf der Straße repariert.

So konnten wir den Sprinter zu einer Werkstatt fahren, die sich um die nächsten Schritte kümmern wird bzw soll. Soweit die Fakten.
Wenn das nun also kein Zufall gewesen sein soll, sondern eine genau dosierte Intervention, dann kann ich bisher nur folgendes feststellen:
Bei mir hat dieses Ereignis eine Tiefe Unsicherheit ausgelöst bezüglich meiner Fähigkeit, die Dinge zu checken und dadurch auch in gewisser Weise über ihnen zu stehen; und auch ganz grundsätzlich bezüglich der Möglichkeiten, das eigene Leben zu managen. Ich kann es auch so formulieren: Ich werde demütiger.
Eine weitere Auswirkung ist, dass wir auf unbestimmte Zeit bei Dada im Ashram bleiben werden mit Yoga, Meditation und einer besonderen Diät.
Bei den Meditationen und nachts, wenn ich wachliege, spüre ich eine tiefe Resignation, zu der ich vorher keinen Zugang hatte.
Spannend finde ich auch, wer alles an der Gestaltung des Ereignises mitgewirkt hat. Zuallererst natürlich wir selber. Ohne unsere Entscheidung, nicht weiter nach Südamerika zu reisen, wären wir aus Zeitmangel nicht nach El Paredon aufgebrochen. Ohne dass meine Tochter Hannah und ihr Freund ihren Urlaub in El Salvador nicht abgesagt hätten, wären wir auf dem Weg dorthin gewesen. Ohne daß Dada uns den Strand nicht empfohlen hätte, hätten wir nichts von diesem Ort gewusst. Und dann gab es auf dem Weg dorthin noch eine lange Liste von Dingen, bei denen sich jede einzelne Situation hätte anders entwickeln können: z. B. das Auftanken das Wassers (die Frau um die Ecke hatte nur 20 Liter, so mussten wir noch eine zweite Stelle anlaufen), das Aufladen der Telefonkarte (wir waren deswegen erst bei Walmart, dort ging es nicht, dann beim Provider „tigo“ in einer Shoppingmall, dort konnte man nicht mit einer deutschen Kreditkarte bezahlen, dann in einem anderen Supermarkt, bei dem es endlich funktioniert hat), ich hatte zunächst einen anderen Walmart in Maps eingegeben, da wir aber schon früher an einem vorbei gekommen sind, haben wir spontan entschieden, diesen anzufahren.
Ich kann aktuell natürlich noch garnicht abschätzen, wie ich dieses Ereignis nach 1, 3 oder 6 Monaten beurteilen werde. Insofern bleibt es für mich eine offene Frage, ob es ein Zufall war oder ein Turning Point, der durch einen vermasselten U-turn eingeleitet wurde.
Erst mal: Gutes neues Jahr. Und: UFF, niemand Lebendiges ist zu Schaden gekommen. Gott sei Dank. Zum Thema Zufälle: Ich denke, kein Ereignis hätte sich anders ereignen können als es sich eben ereignet hat. Wenn man bedenkt, was sich hat ereignen müssen, damit es uns gibt, wird einem wirklich geistig schwindelig. Ich persönlich glaube dabei an komplexe Zusammenhänge. Beispiele: Man kann ganz einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Punkt. Hat keinen tiefen Hintergrund, kein Karma, keine Führung, keine Intervention eines Geistwesens. Das Leben lebt sich eben – so oder so. Aber es kann eben auch ganz anders sein: Das Ereignis hat einen oder sogar mehrere Hintergründe, ist Folge von Karma, ein geistiges Wesen hat interventiert. Kann eben auch so sein. Und nur ich selbst kann dem Ereignis seine Bedeutung geben, wenn ich ihm eine Bedeutung geben will. Manchmal ist das angebracht, manchmal eben nicht. Vielleicht ist es eine gute Idee, mit den Ereignissen gelassen(er) umgehen zu lernen.
Lieber Martin,
Ja, es gibt viele Möglichkeiten diese Situation zu interpretieren. Ich finde das Ereignis aber auch vor allem deshalb interessant, weil während des Retreats ja gerade diese Aussage zu Zufällen gemacht wurde. Auch das kann natürlich ein Zufall sein. Deshalb bin ich vollkommen bei dir, wenn du sagst dass jeder selber entscheiden oder herausfinden muss, welche Bedeutung ein Ereignis hat. Im Moment und nachdem wir so viel Unterstützung von verschiedenen Menschen bekommen haben stärkt dieses Ereignis mein Vertrauen ins Leben und es wird mir auch bewusst, dass wir solche Erfahrungen in unserer rund um abgesicherten deutschen Wohlstadsgesellschaft kaum machen können.
Liebe Grüße, Andreas