Heute hier, morgen dort

Vor einer Woche sind wir von Belize über die Grenze nach Mexiko gefahren und sind nun in Yucatán unterwegs. Die Halbinsel ist wohl die touristischste Gegend Mexikos. Und eigentlich ist sie traumhaft: Strände mit feinem weißen Sand vor dem azurblauen Meer und direkt vor der Küste liegt das berühmte Barrier Riff, fast so groß und schön wie das vor Australien. An verschiedenen Orten der Halbinsel erheben sich Ruinen aus der Mayazeit aus dem Dschungel und immer wieder stößt man auf Cenoten, Wasserlöcher, die zum Teil mit einem ganzen Höhlensystem verbunden sind, auf jeden Fall schönes klares Wasser zum Eintauchen und Abkühlen bieten.

Trotz all dieser Schönheiten finden wir hier keinen Ort, wo wir gerne bleiben wollen. In den letzten Tagen hatte ich manchmal das Gefühl, mehr auf der Flucht als auf einer Reise zu sein.

Gleich hinter der Grenze zu Belize liegt die Stadt Chetumal, wo uns ein deutsch-sprechender Libanese begegnete und uns wärmsten Bacalar und Mahahual empfahl.

Nach dem anstrengenden Grenzprozedere entschieden wir uns für einen ruhigen Platz an der Lagune vor Bacalar.

Klares Wasser, wenig Menschen – aber, weill wir vorher bereits an einem See gestanden haben, zieht es uns weiter. Wir folgen der Empfehlung und fahren ö nach Mahahual. Das war einmal ein kleines Fischerdorf, direkt vor dem Riff. Jetzt liegen dort zwei riesige Kreuzfahrtschiffe vor Anker die die Strandpromenade kurzzeitig überquellen lässt.

Tja, wir gehören ja auch zu denen, die unter der strahlenden Sonne an den Restaurants und Souvenirläden, die die Strandpromenade säumen vorbeiziehen. Immerhin finden wir einen relativ ruhigen Platz am Ortsrand und bestellen unseren ersten Hummer.

Auf jeden Fall etwas besonderes.

Aber der Platz unter der Laterne zwischen Strand und Straße ist für mich kein guter Schlafplatz. Nachdem wir nochmal auf eigen Faust Richtung Riff geschnorchelt und leider wieder keine Meeresschildkröten angetroffen haben, fahren wir weiter.

Tulum ist ein Top-Reseziel: Strand + Ruinen. Wir besuchen dort nur einen Obst- und Gemüseladen und den Chedraui-Supermarkt. Es ist einfach zu heiß für uns, um den Stadtrummel durchzustehen. An einer „Maya“-Cenote im Wald finden wir Zuflucht. Sehr nett hier, aber kein Ort zum Bleiben. Auch die nächste Nacht verbringen wir an einer Cenote, nicht ganz so schön, immerhin dunkel, nur der Straßenlärm …

Endlich dann finden wir auf der Nordseite der Halbinsel bei Celestún einen schönen Campingplatz am Meer, schön angelegt, sauber und heiß!, aber das ist es gerade überall.

Leider strahlen in der Nacht die Scheinwerfer so hell über den ganzen Platz, dass mein System immer wieder auf Tagbetrieb umschaltet. Also fahren wir weiter.

Ja, schön romantisch, sieht dieser freie Platz an einer Palapa bei Champotón direkt am Strand aus. Was man auf dem Foto nicht sieht, ist die kleine private Müllkippe am unteren rechten Bildrand. Also weiter.

Um es gleich zu sagen: Der Playa Mobtes an de Westseite der Halbinsel ist so traumhaft, wie das Bild vermuten lässt. Es gibt wirklich nichts auszusetzen: weißer Sand, türkisleuchtendes Wasser, saubere Toiletten, sehr nette Mitcamper und sogar eine Waschmaschine in einer der unzähligen Hütten, die alle leer stehen. Aber sobald es dunkel wird, dröhnt der Verkehrslärm der angrenzenden Straße schlafraubend laut herüber. Trotzdem bleibe wir zwei Nächte, weil es einfach so schön ist.

Angesichts der Bilder muss ich mich wohl fragen, ob bei mir noch alles stramm sitzt. Nein, das tut es natürlich schon altersbedingt nicht. Liegt es auch an meinem Alter, dass ich so empfindlich auf meine Umgebung reagiere? Warum stört mich so vieles? Ich bin wohl eine Idealistin, immer auf der Suche nach besten Bedingungen. Aber das Leben ist offensichtlich anders: unordentlich, falsch beleuchtet, schief, verletzlich, meist nicht ganz sauber und zerstörbar – und natürlich auch schön, kraftvoll und wunderbar. Vielleicht ist es meine Scheu, das Leben anzunehmen, wie es gerade ist – mich ins Leben hineinfallen zu lassen und ganz darin einzutauchen?

Drei Monate Reisezeit bleiben mir noch, um das zu üben.

3 Anmerkung zu “Heute hier, morgen dort

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