Highland

Auf Barbaras Highland tauchen wir ein in eine andere Welt: Das schöne alte Haus umgeben von Bäumen, die genug Schatten spenden, dass es auch an heißen Tagen angenehm ist, und genug Platz lassen, wo die beiden Kühe, Nutmeg und Bluebelly mit ihrem Kalb Sven weiden können.

Außer Barbara und den Kühen gehören Barbaras Geschwister, Mags mit Ihrem Mann Rob, Alan mit Debby und Linda zur Community – und natürlich die drei Hunde, die Hühner, das Land, die Bäume und der Boden, denn bei aller Unterschiedlichkeit ist alles im großen Netz des Lebens mit allem verbunden.

Wir haben in dieser Woche hier so viel erlebt, dass es mir schwer fällt auszuwählen, was davon ich zuerst erzähle.

Wir sind hier als „Wwoofer“ – also Leute, die die „weltweiten Opportunities on Organic Farms“ nutzen, um Land und Leute näher kennen zu lernen. Und unser erster Versuch ist wirklich ein Volltreffer. Ich habe hier in einer Woche so viel gelernt, wie selten. Und dabei ist alles völlig anstrengungsfrei und einfach „fun“. Und das ist gleichzeitig die größte Herausforderung für mich hier: Der Eindruck, ich arbeite nicht genug für das, was ich hier bekomme. Oder: Kann Arbeit bedeuten, einfach das zu tun, was gerade das Richtige zu sein scheint, und davon nur so viel, dass es keine Mühe kostet?

Konkreter: Es ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung, alte Werkzeugschuppen aufzuräumen, aber zusammen mit anderen, von denen einige wissen, was sie tun, macht es sogar Spaß, Maschinen abzustauben und Feilen, Schrauben und Hammer zu sortieren. Vor allem ist das Ergebnis sichtbar und kann „really satisfying“ sein.

Mich bewegen die Inspirationen, die wir hier zu einem „sabbatical life“ bekommen. Auf einer praktischen Ebene bedeutet das: Wir stehen morgens auf, wenn wir ausgeschlafen haben; wir überlegen, was zu tun ist und entscheiden, was davon wir tun wollen. Während Anderas mit seinem handwerklichenGeschick hie voll zum Zuge kommt und Dinge produziert, die man sehen und anfassen kann, heißt „arbeiten“ für mich oft, nichts weiter tun als zuschauen, zuhören, vielleicht ein paar Schrauben eindrehen, mit den Hunden spazieren gehen oder die Tiere streicheln.

Einige jüdische Weise meinen, die Welt wird gerettet, wenn einmal der Sabbat in vollem Umfang eingehalten wird – und das könnte bedeuten, alle Tätigkeiten zu unterlassen, die versuchen, Natur auszugrenzen oder in eine für uns passend scheinende Form zu zwingen. Darauf zu vertrauen, dass das Leben ein Geschenk ist – und die naturgegebenen Ressourcen ausreichen, es zu erhalten. – Hier bedeutet es, in gemeinschaftlicher Kooperation mit Menschen, Tieren, Pflanzen, dem Boden und dem Wetter zu leben. Natürlich wollen die Kühe versorgt werden – und das tut Barbara mit großer Hingabe und großer Selbstverständlichkeit und Megs und Rob kommen ebenso selbstverständlich jeden Morgen um 7:45 Uhr, um sie zu unterstützen. Für die Fürsorge und den Schutz, den sie ihnen bieten, geben die Kühe gerne von ihrer Milch und darüberhinaus ihre Zugkraft – was einiges an fossilen Energien einsparen kann – ihre Zuneigung und letztlich sogar ihr Fleisch, ihre Knochen, Hörner und ihre Haut, so dass sich die Familie zum großen Teil selbst versorgen kann.

Barbara sagt: „Wir sollten die Tiere wieder ernst nehmen als Wesen anderer Art mit Fähigkeiten, die wir verloren haben oder nie hatten. Gerade in Anbetracht unserer Umweltprobleme könnten Tiere ein Teil der Lösung sein, wenn wir ihre Stärken anerkennen und ihre Bereitschaft, mit uns zusammenzuarbeiten, annehmen würden.“ Und: „A cow is a solarpowered civilization-kid.“

(Wer über Gemeinschaft und Kooperation mit Tieren oder „Die Familienkuh“ wissen möchte, darf sich gerne direkt an Barbara wenden: hooftales@msn.com).

Mich bewegt der Gedanke, dass jedes Essen – ob Fleisch oder Pflanze – eine heilige Angelegenheit ist, eine „Kommunion“, weil es immer damit zu tun hat, dass etwas Lebendiges sein Leben hingibt, damit wir weiterleben.

2 Anmerkung zu “Highland

  1. Deborah Müller

    „Mich bewegt der Gedanke, dass jedes Essen – auch das Essen von Fleisch – eine heilige Angelegenheit ist, eine „Kommunion“, weil es immer damit zu tun hat, dass etwas Lebendiges sein Leben hingibt, damit wir weiterleben.“, genau! Und weil sich Kreise damit schließen… Im Grunde wird Essen eigentlich zur Sünde, wenn wir das, was wir essen nicht liebevoll würdigen (Im Leben wie im Tod). Leider begehen wir in unserer Zivilisation ständig/sehr oft diese Sünde…

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  2. Christine

    Puh, ich begehe diese Sünde auch.
    Mir gelingt dies, also bewusst & ‚verbunden‘ zu essen, fast nur beim Fasten und beim Brechen des Fastens.
    Mmh. Hmm.
    Danke für den so wertvollen Stupser.

    Und ja ja ja: regeneratives Arbeiten beschreibst du da! Ja ja ja, genau so…
    Christine

    Antworten

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