Hilfreiche Begegnungen

Wieder gibt uns eine Autopanne Gelegenheit zu Begegnungen. Ganz in unserer Nähe vertreiben sich drei Muchachos die Zeit auf ihren Mopeds. Aus einem Impuls heraus spreche ich sie an und erzähle ihnen von unserem Kühlwasser-Problem. Sie scheinen gleich zu verstehen. „Soy mecanico“, sagt der eine und alle drei sind interessiert, sich die Sache mal anzuschauen. Drei Minuten später liegt der „mecanico“ schon unter dem Motorblock.

Sie haben offensichtlich keine Angst, sich schmutzig zu machen. Vielleicht freuen sie sich auch über die Abwechslung. Auf jeden Fall sieht es so aus, als verstehen sie etwas von der Sache. Sie meinen eine undichte Stelle am Kühlwasserschlauch entdeckt zu haben, die sie mit Hilfe von Andreas‘ Tape-für-alle-Fälle zu flicken versuchen. Dann schicken sie uns in eine Autowerkstatt im Nachbarort. „Rapido! Rapido!“, schnell, schnell!

Wir hätten die Nacht lieber an dem schönen See verbracht, wollen aber auch nicht, dass ihr Einsatz umsonst war. Also folgen wir dem Rat der Jungs.

Wie am Sonntagnachmittag zu erwarten war, ist die Aurowerkstatt geschlossen. Als wir an der nächsten Ecke eine Familie nach einer Werkstatt fragen, die am Sonntag geöffnet hat, führt uns „Rosario“ zu einem Bekannten. „Er kennst sich aus“, meint sie, „er ist mecanico“. Der Bekannte kommt gleich im Arbeitskittel und mit Werkzeugtasche auf uns zu und öffnet fachmännisch die Motorhaube. Er kommt zu dem gleichen Ergebnis wie die Jungs. Leider habe er kein Ersatzteil, meint er. Also müssen wir doch am Montag in eine Werkstatt. „Rosaria“, die mir erzählt, sie sei Grundschullehrerin – wir sind also quasi Kolleginnen – warnt uns davor, irgendwo alleine zu übernachten. Okay, machen wir nicht, aber hier können wir auch nicht bleiben. Also gießen wir Kühlwasser nach und weiter geht ’s. Wir landen schließlich in Managua, der Hauptstadt, und campieren auf einem als sicher eingestuften Platz, zwischen zwei Schweizer Paaren.

Auf der Suche nach einer Werkstatt, die unser Kühlwasserproblem beheben kann,

landen wir schließlich wieder bei Mercedes.

Besucherlounge, kostenloses WiFi. Während der Sprinter untersucht wird, machen wir es uns in fast vertrauter Umgebung bequem.

Gabriela heißt die fitte junge Frau, die uns Dank ihrer Englischkenntnisse vermitteln kann, was die Werkstattleute herausfinden: Es ist nicht der Schlauch, das Problem liegt tiefer. Um es sicher zu ergründen muss der Motor ziemlich auseinandergenommen werden. Wir verbringen eine Nacht im Hotel. Dann ist klar, wo das Problem liegt. Leider klappt ein von Andreas vorgeschlagener Reperaturversuch nicht so, wie er gehofft hat. Das Ersatzteil muss aus Miami bestellt werden. Sechs Tage Lieferzeit, sagen sie.

Immerhin können wir bis dahin das Auto nutzen und uns einen angenehmen Platz suchen, wo wir die Wartezeit verbringen.

Während wir darauf warten, dass der Motor wieder zusammen gebaut wird, kommen wir mit Frank, dem Manager dieser Mercedes-Niederlassung ins Gespräch.

(Gabriela und Frank)

Er gehört zu der Gruppe von Menschen in Nicaragua, die offensichtlich eine gute Ausbildung, wahrscheinlich ein Studium abgeschlossen haben, fließend Englisch sprechen und ihre Kinder im Ausland (Mexiko, bzw. USA) studieren lassen.

Insofern seien die Zeiten besser als während der Revolution Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. – Ja genau, da war doch etwas mit Nicaragua in meinen letzten Schul-Jahren! – Damals, als die Kommunisten – unter der Führung Daniel Ortegas, der heute wieder Präsident Nicaraguas ist – das Land regiert haben, haben die Leute hier nichts zu essen gehabt. Es habe einfach nichts gegeben. Jetzt könne man hier alles kaufen und er könne sein Business frei betreiben. Solange das so sei, werde er die Politik hinnehmen, auch wenn er durchblicken ließ, dass er dem Präsidenten, der eigentlich ein Autokrat ist, kritisch gegenüber steht. „Solange du über Politik nicht redest, kannst du hier gut zurecht kommen.“

„Und was halten Sie von Donald Trump?“

„Er ist ein Geschäftsmann“, meint Frank und hofft, dass er auf dieser Grundlage vernünftige Entscheidungen treffen und nicht alles tun werde, was er sagt. Natürlich würde, weise er tatsächlich alle (illegal) in den USA lebenden und Arbeitenden Nicaraguenser aus, im Land einiges an Geld fehlen. 2022 betrug der Anteil der Familienüberweisungen aus den USA immerhin 11 % des Bruttoinladprodukts.

Frank hofft darauf, dass viele junge Leute wie seine Söhne ins Ausland gehen und wieder zurückkommen, um die dort erworbenen Erfahrungen und Fähigkeiten im Land

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