Landliebe

Wir sind immer wieder Menschen begegnet, die dieses Land, Mexiko, lieben oder sagen, sie haben sich in dieses Land verliebt. Zweien sind wir in den letzten Tagen begegnet.

Einer ist Martin, der in der Schweiz geboren ist und vor 33 Jahren ein Stück Land hier gekauft, ein Haus und ein Hotel mit Restaurant gebaut und offensichtlich erfolgreich betrieben hat. Wir verbringen zwei Nächte auf seinem Platz vor einem weiten Strand.

Martin ist begeistert von der mexikanischen Demokratie. Die Präsidentin, Claudia Scheinbaum, sei eine kluge Frau und sie kontere Trumps Provokationen, ohne sich auf sein Spiel einzulassen. Sie reagiere niemals wütend, sondern immer sehr bedacht. Noch größere Stücke hält er auf ihren Vorgänger, „Amlo“, Lopez O. . Der habe nach 80 Jahren Diktatur die Demokratie im Land etabliert und viel gegen Korruption und für die Armen getan. Und er habe ein Gesetz erlassen, das jedem Präsidenten nur eine Amtszeit erlaube. Auch sei dieser erste wirklich demokratische Präsident in den Medien für jeden präsent und erreichbar gewesen. Auch „die Claudia“ stelle sich montags bis freitags jeden Abend öffentlichen Fragen und erkläre ihr Vorgehen. Momentan könne sie sich laut Umfragen auf 85 % Zustimmung in der Bevölkerung stützen.

Also auch wenn der allzuschöne Serienbrief, der neulich unter ihrem Namen eine Antwort auf die Strafzölle der USA formulierte, nicht von ihr ist: zuzutrauen wäre es ihr wohl.

Ganz anders, aber auch einer, der sein Land liebt: Luis, ein Landwirt in den Bergen bei Papantla. Papantla ist bekannt, weil es in der Nähe eine archäologische Ausgrabungsstätte, El Tajin gibt.

Als besondere Attraktion treten dort „Voladores“ auf, „fliegende Männer“, die nach alter Tradition mit ihrer waghalsigen Aktion um Regen bitten. (Gestern hat es nicht geklappt.)

Luis hat mit diesem Turistenrummel nichts zu tun. Aber er hat neben seinem Haus einen schönen Platz unter alten Bäumen für Camper eingerichtet.

Hier ist alles sehr geschmackvoll und sorgfältig angelegt. Luis selbst geht morgens im weißen Hemd in den Pferdestall.

In seinem Wohn-Essbereich hat er auf einem Tisch aufgebaut, „was Mexiko der Welt schenkt“:

Mais, Kakao, Pfeffer, Vanille … In seinem Garten zeigt er uns Zapote- und Avocado-Bäume, verschiedene Vanille-Orchideen, Tomaten, Kakteen und Bienenvölker in Tonkrügen. „Wir sind reich!“ sagt er und meint das Land.

Ja Mexiko ist reich: an Farben, an Früchten, an Landschaften und schönen Stränden, an Schätzen der Vergangenheit, an Öl und Bodenschätzen, an Musik und freundlichen Menschen. Trotzdem sind viele Menschen arm. Luis gehört mit seinen Mais- und Zitronenplantagen vielleicht nicht zu den Reichen, aber er fühlt sich reich, reich beschenkt von seinem Land.

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