Wir fanden es eine gute Idee, das Jahr in Ruhe ausklingen zu lassen und haben uns zu einem 3-tägigen Meditationsretreat angemeldet. Ehrlich gesagt, war ich ziemlich mistrauisch, ob das funktionieren würde, ob es den Ort und den Meditationslehrer überhaupt geben würde – hier in Guatemala. Aber, o Wunder – oder auch nicht – wir finden tatsächlich an der angegebenen Adresse einen kleinen Ashram und Asharya Dada Satyamitrananda. (Auf den letzten Metern war das Haus etwas schwierig zu finden, weil es keine Hausnummern gab, aber da half uns der evangelische Pfarrer, den wir zufällig auf der Straße trafen.)

Dada begrüßt uns gleich mit Namen und ich bin beruhigt, dass die unfasslichen Ströme des WorldWideWeb in die richtige Richtung geflossen und wir offensichtlich am richtigen Platz sind. Wir sind die einzigen Gäste. Welch ein Luxus! Ein ganzes Seminar nur für uns!
Mit uns ist Pedro Felipe im Ashram, ein sehr inspirierter junger Mann aus der Schweiz – was man ihm nicht ansieht – wenn ich das so sagen darf – was wahrscheinlich damit zu tun hat, dass seine Mutter aus Brasilien stammt. Jedenfalls kocht er wunderbar für uns.

Bemerkenswert: wir alle kommen aus Europa – Dada ist Norweger – und treffen uns in Guatemala, um „indisch“ zu meditieren. Auch eine Form der Globalisierung.
Der Tag in einem Ashram – das bedeutet: “ Ort der religösen Anstrengung“ – ist streng geregelt und beginnt morgens um halb 7 – wer mag, darf auch schon um 5 dabei sein – mit Meditation, einem kurzen spirituellen Impuls und einer Stunde Yoga. Dann (erst! 2 Stunden später!) gibt es Frühstück. Allerdings ohne Kaffee und Ei, dafür aber mit köstlichem Brei, Obst, Brot und Käse. Nach dem Abwasch und etwas Hausputz gehen wir eine Runde spazieren. Dann ist „Unterricht“: Es geht um die uralte Lehre des Tantra und die historischen und biopsychologischen Grundlagen des Yoga. – Dada gründet sich auf die Lehren Shri Shri Anandamurtis, eines Gurus, der im letzten Jahrhundert in Indien lebte. Dabei ist er bemüht, die alten Weisheiten auf moderne wissenschaftliche Grundlagen zu stellen. – Ich habe so viel gelernt! –

Dann gibt es ein köstliches vegetarisches Essen und nach einer Pause wieder etwas zu Lernen. Um 17:30 Uhr treffen wir uns wieder zu einer Stunde Yoga und zur anschließenden Meditation. Dann wieder Essen, wieder köstlich. So sind 13+ Stunden gut ausgefüllt.
Am Sonntag ist – „Gottesdienst“. Natürlich heißt das hier anders, nämlich Satsang. Jedenfalls kommen ein paar Leute aus der Gegend, singen und meditieren miteinander und im Anschluss gibt es etwas Köstliches zu Essen – mehr als normal, weil jede und jeder etwas mitbringt.
All dies, was so ruhevoll, so köstlich und inspirierend ist, hat eine unbequeme Seite: Ich habe Einsichten gewonnen, die mich herausfordern und meine Alltagsgewohnheiten, zum Beispiel, was den Konsum von Kaffee betrifft, in Frage stellen. Nach der tantrischen Lehre, das Wissen einige von euch besser als ich, beginnt Spiritualität im Körper und erfordert tägliche Übung und eine gewisse Disziplin.
Wie weit ich mich darauf einlassen möchte, weiß ich noch nicht.
Nach 4 Tagen klösterlichem Leben freuen wir uns erstmal wieder auf Sonne, Sand und Meer in El Salvador und auf dem Weg dorthin. Doch da hat es uns erwischt. Bei einer von Google Maps vorgeschlagenen Wahnsinns-Kehrtwende auf einer Autobahn, rammt uns ein von hinten mit voller Geschwindigkeit kommenden Truck. Ich fühle, wie das Auto ins Wanken kommt, sehe zu, wie die Stoßstange sich löst. Irgendwie weiß ich, dass uns nichts passieren wird.
Im Rückblick kann ich sehen: Das war ein Wunder! Auch, weil der Truckfahrer natürlich versucht hat, auszuweichen und auf der Gegenfahrbahn auch noch Fahrzeuge hätten getroffen werden können. Das ist nicht passiert. GOTT SEI DANK!


Und der Truckfahter ist noch nichtmals wütend geworden. Wir waren doch eindeutig schuld. Wir haben eine Weile an dieser Straße verbracht, was uns wieder eine ordentliche Portion Feinstaub eingebracht hat. Wieder, wie beim ersten Unfall, waren alle sehr nett. Alle hatten Zeit und auch ein bisschen Spaß – bis auf Andreas. Ihn hat das ziemlich mitgenommen. Aber wie fast immer hat er einen klaren Kopf behalten und gleich arrangiert, dass wir die Zeit, bis das Auto repariert ist, im Ashram verbringen können.
Nach einer Nacht vor der Mercedes-Niederlassung in Guatemala sind wir also wieder hier. Die Meditation geht weiter.

„Baba nam kevalam“, „In allem ist die Liebe“ und „Zufälle gibt es nicht!“
…und immer wieder ganz wunderbar geführt…
Ein FROHES neues Jahr!!!