New Orleans

Wenn ich den Namen dieser Stadt höre, taucht in mir unweigerlich ein Bild von Louis Armstrong auf

– obwohl ich ihn und seine Musik nur rudimentär kenne. Jedenfalls ist er um 1900 wohl tatsächlich in dieser Stadt am Mississippi geboren und unter härtesten Bedingungen aufgewachsen.

Tatsächlich reiht sich in der Altstadt, dem French Quarter, eine Misikkneipe an die andere. Schon am Nachmittag gibts Lifemusik und die Bars sind gut besetzt.

Dazwischen gibt’s „Voodoo“. Das Voodoo-Museum zeigt, dass und wie Voodoo, vertreten durch Priesterinnen wie Marie Laveau, auch heute praktiziert wird.

Dabei scheinen sich Voodoo und Katholizismus gut zu vertragen.

Diverse Voodoo-Shops bieten glitzernde Plastikperlenketten, Amulette, Puppen, Masken und anderes „Hexen“werk an. Was ich größtenteils für Aberglauben halte, ist hier anscheinend ganz groß – oder einfach ein Verkaufsschlager. Jedenfalls werden auch „Mystery“-Tours angeboten, die zum „Feeling of the Supernatural“ bei einer „Haunted Ghost Walking“ Tour einladen.

Bei näherem Hinsehen scheint mir auch der jazzige Sound New Orleans hauptsächlich als Touristenattraktion aufrechterhalten zu werden. Ausgerechnet in der Frenchmenstreet, die für ihre Musikkneipen gelobt wird,

sitzen oder liegen neben, vor und hinter dem einzigen Etablissement, aus dem am späten Nachmittag schon Lifemusik ertönt, junge, meist schwarz gekleidete Menschen mit angeleinten Hunden oder Katzen, die keinen anderen Ort als die Straße zu haben scheinen, um sich mit Freunden zu treffen, Spenden zu sammeln, flüssige oder gasförmige Nahrung zu sich zu nehmen und ihre Notdurft zu verrichten. In der Kneipe versammeln sich derweil junggebliebene Ü-60-Touristen, um sich bei teuren Drinks aus Plastikbechern der Nostalgie hinzugeben.

Auch wenn mir das etwas „gemacht“ erscheint, ist die Musik offensichtlich immer noch das Herz der Stadt. Jedenfalls erzählt Charles Chestnut, dass während der Aufräumarbeiten nach dem Sturm „Katrina“, der vor zwanzig Jahren vier Fünftel der Stadt verwüstete, jede Nacht eine Band gespielt habe. Sechs Wochen lang!

Charles Chestnut treffen wir auf der „Creole Queen“, mit der wir bei strömendem Regen eine kleine Tour auf dem Mississippi machen.

Während wir mit der Steemboat-like „Queen“ über den Fluss gleiten, erzählt er auf sehr eindrucksvolle Weise die Geschichte New Orleans und eben von diesem Sturm.

Mir stand noch nie so klar vor Augen, was Sturm und Regen anrichten können: überflutete Häuser, Menschen, die alles verloren haben, suchen zu Tausenden Zuflucht in einem Rescue-Center, wo es nicht genügend Platz, nicht genügend Toiletten und überforderte Organisatoren gibt, binnen kürzester Zeit breiten sich Krankheiten aus… (Nachzuhören auf Charles Podcast: https://open.spotify.com/show/5V439M95fwNJQChKypojSQ?si=AXSW_NcaTmusenjdLNPhjA)

Müssen wir in Zukunft auch in unseren gemäßigten Klimazonen z. B. am Rhein mit solchen Katastrophen rechnen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert