Von der Küste aus sind wir wieder nach Norden, ins Landesinnere gefahren und haben bei Oaxaca einen „deutschen“ Campingplatz gefunden: „Oaxaca View“, bei Sabine und Stefan. Gleich hinter dem Tor steht ein fettes Expeditionsmobil, so etwas, mit dem „nur Deutsche“ unterwegs sind.
Stefan ist damit seit 13 Jahren auf Reisen und man kann wohl sagen: Er hat etwas von der Welt gesehen. Sabine hat hier ein Haus gebaut und gemeinsam bieten sie einen sehr freundlichen, sauberen Platz mit solarbetriebener Dusche an. Morgens, wenn Stefan in der Werkstatt ist, läuft SWR 3 und die 20-Uhr Nachrichten. – Bemerkenswert, wie allein durch die Tatsache, dass wir hier unter Deutschen sind, ein Gefühl von Vertrautheit entsteht.
Um nach Oaxaca zu kommen, können wir ein Sammeltaxi nehmen, meint Sabine, das ist einfach und kostet nu 15 Pesos pro Person (75 Cent). Nach einer halben Stunde Fußweg finden wir den Platz hinter einer der vielen blauen Mauern rechts, am Marktplatz bei der Kirche.


Zu uns gesellt sich eine kleine Frau mit schiefergrauen Haaren, die sie hinten zu einem kleinen Zopf gebunden hat. Sie trägt eine Kittelschürze über ihrem Kleid – wie meine Oma – und eine Einkaufstasche an der Hand. Als das Taxi schließlich kommt, steigt Andreas selbstverständlich vorne ein; ich setze mich mit der Frau auf die Rückbank. Sie spreche leider kein Englisch, meint sie, nur Spanisch und Zapoteka. Ihre Vorfahren waren es also, die in dieser Gegend zwischen 100 v. und 700 n. Chr. eine Hochkultur entwickelt und auf dem Monte Alban ein eindrucksvolles spirituelles und politisches Zentrum errichtet haben. – Wir haben uns gestern die Überreste angesehen.


Während die Frau sich angeregt mit dem Taxifahrer unterhält, hoppelt der Wagen gekonnt über die unzähligen „topes“, erhöhte Schwellen, die zur Verkehrsberuhigung an unvorhersehbaren Stelle in unvorhersehbaren Ausmaßen in die Straßen eingelassen sind. An einer Straßenecke steigt eine jüngere, eher korpulentere Frau ein. Zu Dritt auf der Rückbank wird es ein bisschen eng. Aber es geht. Auch sie erzählt etwas aus ihrem Leben und tauscht mit dem Fahrer ein paar Neuigkeiten über Familientragödien und plötzliche Todesfälle aus. Immer wieder fahren wir an Leuten vorbei, die an der Straße stehen und hoffen, einen Platz in einem Taxi zu ergattern. An den meisten fahren wir vorbei. Klar, das Auto ist ja voll, denke ich. Aber nein, einer geht noch. Eine, glücklicherweise recht schlanke Frau bedeutet Andreas etwas ungeduldig mit dem Kopf, er solle Platz machen und drängt sich neben ihn auf den Beifahrersitz. Die restlichen 8 km frage ich mich, wie klein ich mich machen kann, damit womöglich noch jemand in den kleinen Wagen passt. Aber es kommt niemand mehr hinzu. Die Polizisten am Stadteingang haben offensichtlich auch Wichtigeres zu tun, als sich um überfüllte Taxis zu kümmern.
Oaxaca ist eine der schönen Städte Mexikos mit einem leicht alternativ angehauchten Flair, einer markanten Kirche, Santo Domingo, im Zentrum und vielen bunt-bemalten Häusern, verschiedenen Märkten und netten Geschäften.






Auf dem zentralen Platz, dem Zócalo, werden inmitten der weihnachtlichen Dekoration Folkloretänze gezeigt.


Nachdem wir einen Hut und zwei kurze Hosen für Andreas gefunden und Pizza gegessen haben, machen wir uns auf den Heimweg. Die Frage ist nur: Wo finden wir jetzt das richtige Taxi? – Vor dem McDonald scheint ein Halteplatz zu sein. Und da drängen sich auch schon an die zehn Leute vor dem ersten Taxi, das auftaucht. Wir sind leider nicht unter den ersten sechs bis sieben. Dann kommt lange nichts. Und dann kommt ein Bus. Die Frau, die neben uns steht, winkt uns: Der fährt nach Tule, dem Ort, zu dem auch unserer Campingplatz gehört. Der Bus kostet auch nur 10 Pesos, fährt aber leider nicht dorthin, wo wir mittags ins Taxi gestiegen sind. Etwas hektisch und überstürzt steigen wir irgendwo aus. Wie Google uns sagt, würde der Fußweg bis zu Sabines Haus fast eine Stunde in Anspruch nehmen. Aber da steht ein Taxi. Der Fahrer will 50 Pesos für die Fahrt, von der er nicht genau versteht, wo sie hingehen soll. Mit uns steigen auch seine Frau und seine kleine Tochter vorne ein. Während der Wagen über die Straßen hoppelt, verfolgen wir den Weg durch die ramponierte Windschutzscheibe. Als wir die Ortsgrenze verlassen, warnen sie uns: Hier gebe es gefährliche Tiere. Löwen, zum Beispiel. In dem Moment springt ein Tier über die Straße. „Da! Seht!“ Aber es war wohl doch eher ein Waschbär als ein Löwe.