Am Sonntag hatten wir noch ein besonderes Erlebnis mit Barbara. Sie und ihre Geschwister entstammen einer Quaker-Familie und sie lud uns ein, mit zu einem „Meeting“ zu kommen. Sie sagen nicht „Gottesdienst“ und es ist tatsächlich etwas anderes, obwohl es eine Versammlung von Menschen mit einer Ausrichtung zu „Gott“ hin ist.

Wir betraten den einfachen Raum in Stille und setzten uns. Und dieses Sitzen in Stille in auf den zu einem Rechteck zusammengestellten (Kirchen-)Bänken war auch das Wesentliche, das in der kommenden Stunde passierte – kein Priester, oder Pfarrer, keine Liturgie, diesmal auch kein Gesang. Vier Mal ergriffen Menschen das Wort und sprachen über Gedanken oder etwas, das sie gerade bewegte. Sonst war es einfach still.
Die Quaker glauben, wie eigentlich alle evangelischen Christen, dass jeder von uns direkten Zugang zu Gott hat; weil in jedem von uns das Licht Gottes wohnt, sind vermittelnde Priester nicht nötig. Jede und jeder ist an der fortwährenden Offenbarung der göttlichen Wahrheit beteiligt und kann jederzeit den „Ruf“ erhalten, zu „predigen“, also etwas von dem weiterzugeben, wovon er/sie innerlich bewegt ist. – Wie gerne würde ich auf diese Weise „Gottesdienste“ feiern!
Was ich nicht wusste: Pennsilvania, das bekannt ist für die Amisch, die sich seit Anfang des 18. Jahrhunderts hier angesiedelt und seitdem ihren Lebensstil weitgehend beibehalten haben, ist eigentlich durch Quaker geprägt. Ende der 17. Jahrhunderts übergab der englische König die Rechte an dem Gebiet an William Penn. – Es gibt ja Eltern, die denken oder befürchten, ihre Kinder seien nicht fromm genug. Bei William Penn war es umgekehrt. Der Vater sowie die englische Krone war wohl eher froh, diesen spirituellen „Spinner“, der sich mit seinen Ideen so gar nicht in die anglikanische Staatskirche einfügen wollte, loszuwerden. William Penn hatte eine große Vsion: Er wollte ein Land, das auf Freiheit und Brüderlichkeit aller Einwanderer und der „Indianer“ gründete. In Europa warb er Einwanderer und garantierte allen die Freiheit des Glaubens und des Gewissens.
Ich finde es nicht verwunderlich, dass er mit den Herrschenden in Europa in Konflikte geriet. Denn wenn Religion ein politisches Mittel ist, ist es „gefährlich“, wenn jeder einfach glaubt, was er oder sie will. Nicht auszudenken was geschehen könnte, wenn man jedem Menschen zuspräche in direkte Verbindung zu Gott treten zu können! 🙃
Tragisch finde ich, dass viele, die sich in diesem Sinne als Gläubige sehen und sich für unpolitisch halten, bei den kommenden Wahlen für Donald Trump stimmen werden. Aus einem Grund, so meinte Barbara und das kann ich mir vorstellen: Er hat sich gegen Abtreibung ausgesprochen.
I am enjoying your writings ! Look forward to reading more and following your trip. We enjoyed your stay with us so much and appreciated all your help with the projects we worked on here in Dauphin.
Ja, das ist unglaublich, auch in unserer Familie in den USA, wird vom ehemaligen Pfarrerehepaar neben ständigem Missionieren auch eifrig für Trump gesprochen. Selbst der entfachte Krieg von 9-11 würde für richtig gehalten und verteidigt…🙈