Die Rocky Mountains, das klang für mich irgendwie heimatlichen, vielleicht wegen der Lieder, die sie erwähnen, z. B.:
Ich habe sie mir als ein sonniges Gebirge vorgestellt, indem steinerne Rauhheit und sonnige Wärme zusammen finden. Außerdem hatte ich in meiner Vorstellung „Die Waltons“ eine der Lieblingsserien meiner Kindheit – really heartwarming – dort angesiedelt, aber die waren wohl eher in den Blue Rich Mountains, West Virginia,
zu Hause.

Die Rockies jedenfalls waren anders. Nachdem wir nachmittags bei Sonnenschein und milden Temperaturen angekommen waren, überfiel uns nachts – außer dem Streifenhörnchen, s. o. – Eiseskälte. Wir hatten nicht bedacht, dass wir uns etwa auf 2500 m Höhe befanden. Leider hatten wir auch in der zweiten Nacht noch nichts gelernt. 🥶
Aber am Tag sind sie „georgeous“!
Gewöhnungsbedürftig ist für mich die amerikanische Art, Nationalparks zu erkunden: Man fährt (!) von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, steigt kurz aus, macht ein Foto, und weiter geht’s. Natürlich ist man selbst um 9 Uhr Vormittags nirgends allein.
Aber wir haben zwei schöne Wanderungen unternommen und dabei festgestellt, dass die meisten Menschen spätestens nach einer halben Meile umkehren und zurück zum Auto gehen. Und jenseits dieser Grenze ist man einfach in der Natur und die ist mal sanft, mal schroff. Und auch hier sterben Bäume.

In dieser Wildnis, am jungen Colorado-River hat sich vor etwa 100 Jahren eine deutsche Einwanderer-Familie, die Holzwarths, angesiedelt.

„Mama“ und „Papa“ Holzwarth waren als Jugendlich aus Deutschland emigriert. Nach schwierigen Jahren des Einlebens gründeten sie eine Familie. Von ihren 5 Kindern überlebten 3 bis ins Erwachsenenalter. Da John Hozwarth den Lebensunterhalt in einer Brauerei verdiente, verloren sie mit dem Beginn des 1. Weltkrieges und der Prohibition ihre Lebensgrundlage. Sie wagten es, ihr Leben in der Staft aufzugeben und die Chance auf einen Landerwerb in einem Tal der Rocky Mountains zu nutzen und noch einmal ein ganz neues Leben in der Wildnis zu beginnen. Wie die Waltens betrieben sie ein kleines Sägewerk. Außerdem verstanden sie es, aus der Kälte Gewinn zu schlagen, indem sie Eisblöcke in den Dörfern der Umgebung verkauften. Schließlich hatte „Mama“ Holzwarth die Idee, aus der kleinen Farm einen Ferienhof zu machen. Bezeichnenderweise nannten sie ihn die „Never Summer Ranch“. Leute aus der Stadt konnten hier für 11$ die Woche einfache Hütten mieten, wandern, angeln oder ausreiten. Drei Mal am Tag gab es von „Mama“ Holzwarth frisch zubereitetes Essen.
Warum ich das so ausführlich schreibe?
Mich beeindruckt, wie diese Familie es geschafft hat, sich in schwierigen Situationen umzuorientieren, das Altbekannte und Vertraute aufzugeben und etwas ganz Neues zu wagen, von dem sie noch nicht wussten wie es werden würde.