Gestern Morgen waren etwa 20 m vor unserem Camper mindestens hundert braune Pelikane versammelt. Offensichtlich hatte die Natur zu einem großen Festessen eingeladen. (Mit meiner Handycamera kann ich das leider nicht so aufnehmen, wie wir es mit unseren Augen gesehen haben.)

Das Wasser in der Bahia de los Angeles auf der Baja California ist grün und blau wie aus dem Bilderbuch und es strotzt von Lebendigkeit – obwohl es kaum Wellen gibt.
Von den Schildkrötenbabies habe ich schon erzählt. Vor 50 Jahren hat der Vater des jetzigen Betreibers unseres Campingplatzes, Antonio, begonnen, erwachsene Schildkröten mit einem GPS auszustatten und ihren Weg durch die Weltmeere zu verfolgen. Und tatsächlich hat man sie vor den Küsten Japans wiederentdeckt.
Jedes Jahr legen einige von ihnen ihr Eier ein paar hundert Meter von hier ab. Aber weil sich die Landschaft durch Hurrikane in den letzten Jahren sehr verändert hat, werden die altbekannten Ablageplätze häufig überflutet. Deshalb kümmern sich jetzt einige Freiwillige darum, die Eier einzusammeln und an einem sicheren Ort wieder in den Sand einzutragen. Und wenn die kleinen Tortugas dann nach 45 Tagen schlüpfen, ist das ein großes Ereignis, zu dem sich selbst am frühen Morgen große und kleine Menschen versammeln.

Gestern dann unsere Whale-watching-Tour. Grau- und vielleicht auch Blauwale ziehen in der Zeit zwischen Dezember und Februar aus dem Nordmeer Richtung Süden und einige gebähren dann hier, in den wärmeren Gewässern des Golf von Kalifornien ihre Kälber. Massen von Touristen kommen in dieser Zeit, um die Wale zu sehen. Wir sind leider nicht zur passenden Zeit hier und unser Whale-Watching war eigentlich eine Bootstour in der Erwartung, möglicherweise Walhaie zu sehen. Das sollen die größten Fische und etwa 6 bis 10 m groß sein.
Weil sie nur Plankton und kleine Fische fressen, kann man als Mensch auch „mit ihnen schwimmen“.

(Das Bild ist natürlich aus dem Internet)
Als wir dort waren, wo man sie eigentlich sehen sollte, war erstmal niemand da. Das hat mich fast erleichtert, einmal, weil ich dann nicht die Entscheidung treffen musste, ob ich wirklich mit so einem Riesen schwimmen wollte, und auch, weil damit deutlich wurde, dass diese Fische freie Wesen sind und sich nicht unbedingt dort aufhalten, wo mensch sie gerne treffen möchte.
Unser Kapitän brachte uns dann an andere schöne Orte. Wir trafen auf ein paar Seelöwen, die mit dem Bauch nach oben im Wasser herumdümpelten. Und Andrras versuchte sogar, ihnen nahe zu kommen.

Faszinierend waren die Vögel. Die „Brown Bubis“ schienen ein lustigen Spiel mit den Fischen zu treiben. Zwanzig ider mehr von ihnen stießen wie auf ein geheimes Komando aus der Luft ins Wasser, tauchten ganz unter und steckten gleichzeitig wieder ihre Köpfe aus dem Wasser.

Wahrscheinlich ist es für die Fische ein tödliches Spiel, aber es wirkt so lebendig, so voller Lebenslust und völlig undramatisch.
Auch Delfine haben wir gesichtet, aber sie ließen uns nicht so nah ran kommen.
Und dann habe ich zum ersten Mal verstanden, was ein Fischschwarm ist: Ein organisches Gebilde mit flexiblen Grenzen, das seine Form mit dem Wellengang verändert, aber auch an den Rändern keines seiner Individuen verliert. Und wer mit ihnen schwimmt, wird ein- nicht ausgeschlossen.


Eine Pause an einem einsamen Strand. Und ich denke, wir alle waren dankbar für einen schönen Ausflug und hatten die Hoffnung, noch einen Walhai zu treffen aufgegeben.
Mich erinnerte die Situation an Moby Dick, die Walfänger, die tagelang unterwegs waren, um einen Wal aufzutreiben. Und dann der Ruf: „Da bläst er!“
So kam gestern fast schon gegen Abend der Ruf: „Whaleshark! Right in Front!“
Ich sah nur ein riesiges offenes Maul, wahrscheinlich fast 1 m breit und hoffte inständig, dass unsere Begegnung mit dem Meeresriesen nicht so turbulent werden würde, wie die zwischen Käptain Ahab und Moby Dick. Die Youngsters unsere kleinen, sechsjköpfigen Besatzung, ein Paar um die 30, glitten gleich ins Wasser und schwammen auf den Hai zu. Dann auch Andreas. Und ich – dachte, das ist meine letzte Chance! Also los! Ein letztes Durchatmen und hinein, auf den Fisch zugeschwommen. Aber ich konnte ihn nicht sehen – wollte ich vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich war ich oberhalb des Tieres … Auch wenn ich nicht wirklich sagen kann, dass ich mit einem Hai geschwommen bin, war ich sehr stolz auf meinen Mut, angesichts eines so großen Wesens ins Wasser zu gehen. I did it!

(Hier braucht man wieder Fantasie, um sich das ganze Ausmaß dieses Fisches vorstellen zu können.)
Du Mutige!