Teotihuacan

Ist es nicht erstaunlich, dass man in Ägypten und auch hier, am anderen Ende der Welt, Pyramiden gebaut hat? Die Pyramide del Sol in Teotihuacán ist ebenso groß wie die in Gizeh. Die ägyptischen Pyramiden sind allerdings älter (glaube ich 🤓). Könnten die Teotihucaner sich davon etwas abgeguckt haben? Könnten sie damals, etwa 100 vor bis 600 nach unserer Zeitrechnung, schon so weit gereist sein? – Oder gibt es bestimmte Grundformen, die an verschiedenen Orten unabhängig voneinander auftauchen? – Weil sie in uns, in der Natur, im Kosmos angelegt sind?

Bemerkenswwrt finde ich, dass gesellschaftliche Ordnungen, in Teotihuacán ebenso wie anderswo, sich oft an der Form des Dreiecks orientieren. Oben steht eine Elite aus wenigen Herrschenden, unten eine große Masse von Arbeitenden und Bauern. In Teotihuacan waren die politischen Machthaber auch die Träger der religiösen Zeremonien, also Priester. Ihnen nachgeordnet waren die Handwerker, Künstler und Kaufleute und die untere Stufe der Hierarchie bildeten Bauern und Arbeiter. Dabei scheint es eine große Wertschätzung für alle Bevölkerungsschichten gegeben zu haben, weil jede/r wusste, dass man auf sie alle angewiesen war. Ich stelle es mir auch motivierend und entspannend vor, genau zu wissen, was meine Aufgabe ist – und was nicht. Trotzdem: Meinem gesellschaftlichen Ideal würde eher der Kreis als Grundform entsprechen. Oder bedeutet das eine Überforderung für einige? Ist es vielleicht gut, wenn einige mehr zu sagen haben als andere? …

Jedenfalls beeindruckt mich – neben den technischen Kenntnissen, wie einem Drainagesystem und den Bauten als solchen – wie viel Raum sie in dieser Stadt dem religiösen Zentrum eingeräumt haben. An einer großen Allee von Zeremonienhäusern, auf der man sich ein lebendiges Markttreiben vorstellen kann,

stehen zwei Pyramiden: eine, die dem Regengott (im Himmel) und eine, die der Fruchtbarkeit der Erde geweiht war.

Irgendwann passierte wohl das, was Andreas in seinem Block „Das Ende der touristischen Welt“ beschrieben hat: Die Stadt wurde so groß, dass auch die Gebete zu den Göttern nicht mehr die Versorgung aller Bewohner sichern konnten.

Als die Azteken in das Gebiet kamen, war jedenfalls alles verlassen. Aber – wie erstaunlich! – sie erkannten, dass die Pyramiden und die Allee dazwischen Heilige Orte waren – und ließen sie in Ruhe, ja ehrten sie – auch wenn sie von ihren spirituellen Vorstellungen her damit nicht so viel anfangen konnten.

Heute kann man Teotihuacán auch aus der Perspektive der Götter, vom Himmel her anschauen.

1 Anmerkung zu “Teotihuacan

  1. Martin

    „Geometrische“ gesellschaftliche Ordnungen, Dreieck vs. Kreis….? Mir fällt dazu ein, dass ich immer davon geträumt habe, dass sich unsere Hierarchien auf der Grundlage tatsächlicher Kompetenzen „ergeben“ und nicht aufgrund des (Macht-)Strebens nach der Einnahme gesellschaftlicher Stellungen. Dazu müssten wir erst einmal besser lernen, unsere Kinder als Subjekte und nicht als Objekte zu betrachten, damit sie in sich selbst hineinwachsen können, damit sie lernen, sich selbst (und damit auch anderen) zu vertrauen. Dann könnten sich ihre ureigenen Kompetenzen jenseits von Selbstbezogenheit, Konkurrenzdenken, Machtstreben, Ablenkungen und ausweichendem Verhalten besser ent-wickeln und ein Jedes könnte einfacher einen Platz in der Gesellschaft finden, einnehmen und ausfüllen, an den es wirklich gehört. Wenn dann dazu noch eine „echte“ Re-ligion“, also die weitgehend verloren gegangene erfahrbare Rück-Verbindung an die Geistige Welt, an den Wesenskern bzw. an das Höhere Selbst oder von mir aus auch an das Heilige in uns, an Gott, verbindlich praktiziert werden würde – ja: hätten wir dann eine Welt mit mehr selbstloser Liebe, mit mehr Mitgefühl und Emphatie, mit mehr Glück, mit mehr Freiheit, mit mehr Gesundheit usw.? Waren die Menschen der alten Kulturen da schon mal näher dran? Ich weiß davon fast gar nichts….

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