
Nach dem Frühstück noch ein Bad in den Wellen! Wir sind in La Paz, im Südosten der Baja California und werden morgen von hier aus mit Baja Ferries auf’s Festland übersetzen. Wie oft haben wir auch hier wieder traumhafte Strände gefunden: Feiner Sand, klares Wasser, davor keine Hotels, sondern Dünen, schlechte Straßen, wenige Menschen. Hier ein paar Beispiele dafür:

Bei Mulege – (Eine Horrorvorstellung, dass in den nächsten Jahren an der gesamten Küste zum Kalifornischen Golf Hotels gebaut werden sollen.)

Bei La Paz, Restaurant „El Tesoro“, in dem Sie mit Solarenergie kochen und den Müll trennen.
Trotzdem ist mein Gesamteindruck der Baja California nicht so ungetrübt traumhaft. Neben der Tatsache, dass die gesamte Halbinsel im Innern nur aus Wüste

(Natürlich sind auch Wüsten oft schön)
und mehr oder weniger staubigen Städten besteht, liegt das hauptsächlich an dem Müll, der hier überall herumliegt.



In Guerrero Negro, einem Ort an der Pazifikküste, der für Whale-Watching-Touren bekannt ist, sind wir auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fast 4 km über eine Müllhalde gefahren.

Dort, wo der Stellplatz sein sollte, konnten wir ein paar ärmliche Hütten erkennen. Ein einsamer Mann mit einigen aus dem Müll gemischten Gegenständen kam uns entgegen. Wir zogen es vor, anderswo nach einem Platz zu suchen.
Was steckt hinter dieser Vemüllung?
Bei meinen „Recherchen“ bin ich auf unterschiedliche Ursachen gestoßen. Zum einen gibt es offensichtlich kein funktionierendes staatliches Abfuhrsystem. Der Müll wird von selbständigen Familien-Unternehmern abgeholt, die es geschafft haben, sich einen Platz in der Abfallwirtschaft zu sichern. Mülltrennung ist Privatsache. Wer motiviert und umweltbewusst ist, kann Glas, PET oder Alu an verschiedenen Stammelstellen abgeben. Welche Sammelstelle welche Wertstoffe annimmt oder gerade nicht, ist eine Wissenschaft für sich. In Ensenada habe ich Menschen auf den völlig ungeordneten Mülldeponien herumsteigen sehen. Einige, insbesondere Indigene und Menschen, die ihren Job verloren oder (noch) kein Geld, um zu studieren haben, erarbeiten sich ihren Lebensunterhalt, indem sie „Müll trennen“, also unterschiedliche Wertstoffe zusammen suchen und an entsprechende Sammelstellen verkaufen. Ihr Verdienst reicht zu einem ungesunden Leben – das meist nicht allzu zu lang ist. Den eigentlichen Gewinn machen die städtischen Angestellten, die die Wertstoffe weiterverkaufen.
Neulich im Supermarkt:
Normalerweise nehmen wir unsere Mehrweg-Einkauftasche mit. Das sorgt manchmal für Irritation, gerade bei den Leuten, die hinter der Kasse stehen und die Einkaufe vorzugsweise in Plastiktüten einpacken – für nichts weiter als ein Trinkgeld. Der freundliche Herr schiebt seine Skepsis beiseite und bepackt unsere Tasche. Aber beim Gemüse ist sein Großmut am Ende. Wenigstens dafür will er uns doch ein paar ordentliche Plastiktüten mitgeben. – Die Plastiktüte als Zeichen der Gastfreundschaft, der Großzügigkeit, vielleicht auch des Fortschritts. Sie sagt: „Wir haben es geschafft. Wir können es uns leisten, euch jedesmal neue, saubere Plastiktüten zu schenken.“ – Ja, und diese Plastiktüten passen super in unseren kleinen Camping-Abfall-Eimer. Inzwischen nehmen wir sie gerne.
Etwas anderes ist es mit Bierflaschen und Coladosen, die vorzugsweise an schönen Standplätzen abgeworfen werden. Rührt das einfach von zu wenig Bewusstsein? – Ich empfinde darin auch so etwas wie eine machistische Coolness; die Aussage: „Wir waren hier.“ – so wie man anderswo vielleicht ein Herz in Baumrinde ritzt.
😥