Vermissen

Spektakuläre Aussichten auf die Pazifikküste. Wunderschön. Aber es ist kalt. Wir finden keinen Platz, an dem wir uns entspannen können und bleiben wollen. An der Oberfläche macht sich ein Gefühl von Unruhe und Langeweile breit. Und da steigt aus den Tiefen unserer Abenteuerlust so etwas wie Heimweh auf.

Ich vermisse den direkten face-to-face und Haut-zu-Haut-Kontakt zu meinen Kindern, Zora und Nina zu Hause und auch zu den Älteren. Obwohl wir uns sonst auch nicht so häufig sehen: jetzt wäre es mal wieder an der Zeit! Und auch unsere Freunde: Ab und zu mal telefonieren ist doch anders, als sich umarmen und einen ganzen Tag miteinander zu verbringen.

Heute Nacht habe ich geträumt, wir seien kurz zu Hause gewesen. (Bemerkenswerter Weise sah es aus, wie im Haus meiner Eltern auf dem Hardenberg.) Nur für eine kurze Stippvisite. Aber dann saß ich plötzlich alleine im Bus zum Flughafen. Andreas hatte sich irgendwie verquatscht…

Mit leiser Wehmut denke ich auch an unser Haus im Kästnerweg, ein Feuer im Ofen, unser Sofa, meine Rituale in den frühen Morgenstunden, bevor das Tagwerk beginnt.

Die ganze Struktur, in der es kaum einen Moment gibt, an dem die Entscheidung, in welche Richtung man sich wendet, was man tut oder lieber nicht, so ganz frei erscheint. So einengend sie manchmal wirkt – sie gibt eben auch Halt. Und das Gefühl, dies oder jenes zu tun, sei jetzt absolut wichtig und notwendig.

Jetzt, unterwegs ist es anders. Wir sind frei. Es gibt nichts zu tun. Und diese Freiheit ist gar nicht so leicht zu tragen. Wie machen das die Vögel, wenn sie sich von den Winden aufwärts tragen lassen und dann völlig losgelöst am Himmel kreisen und lustvoll ihre Kapriolen drehen – scheinbar ohne Angst und in dem festen Vertrauen, ihren Platz wieder zu finden?