Wilde Romantik

In den letzten Tagen haben wir sehr schöne Übernachtungsplätze in der freien Natur gefunden, z. B. diesen Platz am Fluss im Tal unterhalb von Ash Hollow:

Oder diesen in den Rocky Mountains:

Aber irgendwie fühlt sich so ein Naturplatz für mich nicht einfach nur gut, schön, wunderbar an.

In der Nacht am Fluss zog ein Gewitter auf und ich war einige Zeit damit beschäftigt, mir vorzustellen, wie es wäre, wenn der Fluss aufgrund starker Regenfälle plötzlich anschwellen würde. Was, wenn unser Platz überflutet und unser Camper ins Schwimmen geraten würde. Würde es uns gelingen, auszusteigen, falls er umfiele?

Der Regen blieb aus, dafür kam ein so starke Wind, dass das Auto hin und her schwankte. – Wir sind nicht umgefallen.

In den Bergen hörte ich nachts Krabbelgeräusche, offensichtlich ein Tier. Womöglich ein Marder, der sich im Motorraum zu schaffen machte? Ein Waschbär, der eine Maus, die an unseren Küchenabfällen interessiert waren? – Gegen Morgen fand Andreas ein süßes kleines Streifenhörnchen, vielleicht ein Drittel so groß wie ein Eichhörnchen, in der Nähe unseres Fensters.

(Das Bild ist verpixelt, weil ich es so vergrößern musste, damit man es erkennt.)

Und als bei unserer Wanderung durch die Wälder der Rocky Mountains Wolken aufzogen, sah ich mich gleich stundenlang erblindet in einer Nebelwolke unbarmherziger Kälte ausgeliefert.

Ist es „natürlich“ in der Natur Angst zu haben? Offensichtlich bin ich der Natur jenseits von Garten, Rheinauen und gebahnten Schwarzwaldwegen doch ziemlich entfremdet. Ich kann sie nicht einschätzen, kenne die Zeichen nicht, die auf wirkliche Gefahren hindeuten. Und ich beginne zu ahnen, wie sehr ich Natur als unkontrollierbare, machtvolle Gegebenheit aus meinem Alltagsleben verbannt habe – und wie wenig ich ihre Geschenke – Wärme, Wasser, Früchte, Wind, Atem, Boden als solche im Bewusstsein habe.

Und natürlich sind dies Ventile meiner Angst, die mir offensichtlich in allen Poren steckt….

2 Anmerkung zu “Wilde Romantik

  1. Debby

    Hope you see a marmot and a pica! They are my favorite little critters out there. If you google http://www.NPS.gov/romo/learn/nature/mammals or just google RMNP mammals–a lovely list, descriptions and a photo comes up of every critter found there. The critter you saw looks like a golden mantled ground squirrel which look like a large chipmunk, but it’s hard to be certain from the photo. Hope you see the elk too, or at least hear the male elk calling. The speed chase was on the national news! Yikes! Glad he was caught. We really enjoy reading all the posts, despite Google Translate hilariously translating Graupelschauer as godfish instead of soft hail or snow pellets; or Zusatzdecke being translated to additive instead of extra blanket!

    Antworten
  2. Christine

    Mmh, Stefanie, danke für deine Art des Schreibens über deine Art des Fühlens und Denkens, resp. Auseinandersetzens.
    Diese – deine Art – auch: deine Kunst – ist wirklich ein Geschenk für mich.
    Mehr weiß ich dazu gerade nicht zu schreiben.

    Danke.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert